Auf der Suche nach dem Fuchs


Rachut / Eutin (RR). Das Reiterjahr 2009 im Freien neigt sich fast dem Ende zu, dann ist es Zeit für die Reit- und Schleppjagden. Der Ostholsteinische Reiterverein (ORV) Malente-Eutin hat die aktiven Reiter und die Zuschauer am Sonntag, den 30. August, zur Schleppjagd nach Rachut (Gemeinde Malente) eingeladen. Stelldichein ist um 9.30 Uhr, Abritt um 10 Uhr.

Schleppjagd2009.jpg Immer wieder ein interessantes Bild zum Abschluss des Sommers: Die Schleppjagd des ORV Malente-Eutin mitten in der Holsteinischen Schweiz.
Foto: Rolf Röhling
„Wir haben in diesem Jahr eine fast neue Strecke erstellt“, erklärte Karl-Heinz Steffen aus Rachut, der zusammen mit seiner Ehefrau Gabriele - sie ist Breitensportbeauftragte im ORV - die Schleppjagd schon seit Jahren organisiert. Die gute 15 bis 20 Kilometer lange Schleppjagd führt von Rachut aus über den Biesahlweg nach Kreuzfeld, von dort aus über die abgeernteten Felder bis zum Dodauaer Wald, dann weiter über die Felder an Eutin vorbei und zurück durch den Dodauer Forst zum Vierth vor den Toren von Bad Malente. Zwischendurch wird für die Pferde und Reiter eine kleine Pause eingelegt.
Gabriele Steffen rechnet damit, dass das Jagdfeld gut zwei Stunden lang unterwegs ist. Angeführt wird die Schleppjagd von der Beagle-Meute Lübeck, die unter der Führung von  Joachim Martens steht. Die „Stars“ der Beaglemeute sind die Beagle-Hunde. Mit dem typischen „Geläut“-Gekläff laufen die Hunde den Reitern vorweg um den Fuchs zu „fangen“. Auf 132 Pfoten laufen die Hunde über die zuvor künstlich angelegte Strecke, denn das Rudel der Hunde besteht aus 16 einhalb Koppeln.
 
„Der Begriff Koppeln kommt vom englischen Couple, also Paar, und davon haben wir zu Hause insgesamt 25“, erläuterte Jointmaster Richard Martens, der die älteste Beaglemeute im Privatbesitz im deutschsprachigen Raum einst in dritter Generation übernehmen wird. „Die Hunde gehören bei uns mit zum Leben, sie sind Bestandteile unserer Familie“, erklärte mit weithin tragender Stenorstimme Master Joachim Martens, der Vater vom Jointmaster Richard Martens. Joachim und Richard werden das Feld der Beaglehunde anführen und die Hunde werden dann auch die gesamte Reiterschar zum Ziel führen.  Dort gibt es dann für die Hunde die Belohnung: Pansen. Bevor sich (aber erst auf Kommando) die Beagles auf La Curée stürzten: Der Begriff meint eigentlich den Meuteanteil der Jagdausbeute: in diesem Falle klein geschnittenen Pansen. Im Übrigen gab Martens den sicheren Tipp: „Jeder echte Beagle hat einen braunen Kopf und eine weiße Rutenspitze. Wenn nicht, ist er gefärbt - oder nicht echt.“
Er freut sich immer wieder auf die Schleppjagd des ORV Malente-Eutin. „Wir haben hier eine ideale Strecke über die abgeernteten Felder der Landwirte aus der Region sowie durch die Wälder des Staatlichen Forstamtes Eutin“, erklärte Joachim Martens. Der Master ist ansonsten in Sarkwitz zu Hause, kennt aber die Region um Eutin und Bad Malente ganz genau: Er war Soldat beim Panzeraufklärungsbataillon 6 in Eutin.

Ein wesentlicher Punkt für Schleppjagden in Deutschland ist die Tatsache, dass diese in der Regel unblutig ablaufen. Bei einer Schleppjagd wird nicht auf lebendes Wild gejagt, sondern von Pferden aus eine Hundemeute verfolgt, die auf einer künstlichen Fährte geht. Seit 1934 sind in Deutschland Reitjagden auf lebendes Wild verboten.
Die zuvor festgelegte Jagdstrecke wird simuliert von einem Reiter (der Schleppenleger). Dann folgen die Jagdreiter über die teils mit Hindernissen präparierte Strecke. Dabei werden Galoppstrecken, die Schleppen bzw. Runs und Schrittstrecken den Bodenverhältnissen angepasst. Der Hundeführer (Master of Hounds) hält mit seinen Helfern, der Equipage, die Hunde bis zur nächsten Schleppe zusammen. Wenn eine Schleppe gelegt ist, gibt er den Hunden das Signal loszustürmen und kurz darauf den Reitern das Signal, dass sie folgen können. Auf gar keinen Fall darf man den Hunden zu Nahe kommen und sie gefährden.
Wie kein anderes Tier sind Hunde und Pferde dem Menschen seit tausenden von Jahren in Mythologie und Historie sehr eng verbunden und so hat die Reitjagd hinter Hunden eine sehr lange Tradition. Die frühesten Aufzeichnungen stammen aus der Zeit um 400 vor Christus und sind der Reitlehre von Xenophon zu entnehmen. 

Doch nicht nur die Führung der Beaglemeute und die Reiter freuen sich auf die Schleppjagd am 30. August. Für die unberittenen Gäste - also die Zuschauer -  stehen fünf Traktoren mit Anhängern bereit. Von dort aus werden die Zuschauer dann zu den interessantesten Punkten der Jagd gefahren. „Wir hoffen, dass wir am 30. August auch wieder gutes Wetter haben und alle die Schleppjagd mit ihren besonderen Ereignissen und den Schönheiten der Natur genießen können“, meinte auch der ORV-Vorsitzende Michael Schiele.

Submit to FacebookSubmit to Google PlusSubmit to TwitterSubmit to LinkedIn
Joomla SEF URLs by Artio
   
© VMM-IS (based on ALLROUNDER)